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Alternative Heilmethoden sprachen mich schon immer an. So fand ich 1988, als ich meine Hausarbeit über Bilateralintegration schrieb, die Kinesiologie, die damals noch relativ unbekannt war. Es wurden an Wunder grenzende Möglichkeiten mit der Methode aufgezeigt. Nach der Ausbildung sammelte ich entsprechende Erfahrungen sowohl positiver als auch negativer Art, doch
Wunder geschahen nicht.
Eines Tages meldete sich eine Frau an, die massive Neurodermitis hatte. In der Sitzung konnten wir einen Großteil ihrer Probleme auflösen und damit auch die Neurodermitis weitgehend. Dadurch wurde ihre Heilpraktikerin auf mich aufmerksam und bat um ein Treffen. Dieses Treffen gestaltete sich ganz anders als gedacht. Wir kannten uns von früheren Zeiten und es wurde ein sehr langes Gespräch, bei dem sie auch von ihrer Energiearbeit erzählte. Fasziniert hörte ich ihr zu, als sie von den geistigen Helfern sprach, die jedem Menschen zur Seite gestellt werden. Die einzige Aufgabe dieser Helfer sei es, uns bei allen Herausforderungen des täglichen Lebens zu unterstützen und zu helfen. Sie können aber nur tätig werden, wenn wir sie darum bitten. Damit würde das Leben positiv und viel leichter. Das hörte sich für mich sehr faszinierend an. Doch dann kam wieder das Hirn mit der Ratio im Schlepptau. Wie konnte es möglich sein, dass ich geistige Helfer habe, die mir bei meinen Problemen, von denen ich genug hatte, helfen würden? Wie sollte das denn gehen? Innerlich hatte ich mich davon schon wieder verabschiedet. Der Alltag lenkte mich ausgiebig ab, um nicht zu sagen „er fraß mich auf“.
Monate später bekam ich Besuch von einer Freundin und Ihrem gehbehinderten Mann aus Norddeutschland. Sie hatten sich einen Besuch im Deutschen Museum in München gewünscht. Gerne erfüllte ich Ihnen den Wunsch, und wir fuhren am folgenden Tag nach München. Natürlich ließ ich sie vor dem Museum aussteigen, da er nur sehr schwer gehen konnte. Mit dem Hinweis: „Ich stelle nur schnell das Auto weg“, fuhr ich weiter. Was ich nicht bedacht hatte, merkte ich relativ schnell. Gleichzeitig fand die Auer Dult statt, was einen erbitterten Kampf um einen der wenigen Parkplätze in der Gegend bedeutete.
Nach einer Viertelstunde sinnlosen Kreisens fiel mir das Gespräch mit meiner Bekannten wieder ein. „Probieren kannst du es ja mal, es wird bestimmt nicht funktionieren und dann hättest du den Beweis, dass es Humbug ist“, sagte die Ratio in meinem Kopf süffisant zu mir. Also schickte ich die Bitte an meine geistigen Helfer, mir jetzt sofort einen Parkplatz frei zu machen. Ich hatte es gedanklich noch nicht ganz ausformuliert, als vor mir ein blaues Auto aus seiner Parklücke fuhr und ich gut einparken konnte. (Das Auto werde ich nie vergessen, denn es war ein Schlüsselerlebnis.)
Was war denn das? Sofort antwortet meine Ratio ganz klar: „Das war ein Zufall“.Ich konnte ihr nur beipflichten. Für mich war das Thema erledigt. Allerdings fiel es mir am Abend im Bett wieder ein. Sicherheitshalber bedankte ich mich bei meinen Helfern…
Man weiß ja nie…
Jetzt war meine Neugier geweckt und ab sofort setzte ich alles daran, das Gegenteil zu beweisen. Doch wann auch immer ich darum bat, bekam ich meinen Parkplatz. Natürlich bedankte ich mich jedes Mal, doch ein neuer Gedanke begann ganz langsam zu keimen. Sollte meine Bekannte doch recht haben?
Dieser kleine Keim sollte einige Wochen später Nahrung bekommen. Ich musste öfter zum Klinikum Neuperlach, wo es kaum kostenfreie Parkplätze gab. So war es auch dieses Mal wieder. Also fuhr ich in die kostenpflichtige Tiefgarage. Später, als ich heimfahren wollte, brauchte ich keine Parkgebühren zu bezahlen, weil die Anlage defekt war. Wieder einmal bedankte ich mich. Kurze Zeit darauf erzählte ich einer Bekannten, deren Kind in München in einer Klinik lag, von meinen Erlebnissen. Sie war sehr interessiert, weil sie dort nie einen Parkplatz bekam. Das Telefonat am folgenden Tag fand ich sehr spannend. Sie erzählte mir, dass sie mit ihrem jüngeren Sohn zur Klinik gefahren war. Im Auto erzählte sie ihm von meinen Erlebnissen. Er reagiert sehr ablehnend (was ich gut nachvollziehen kann), doch konnte sie ihn überreden, es gemeinsam mit ihr zu probieren. Er staunte nicht schlecht, als direkt am Eingangsbereich zwei Parkplätze frei waren. Jetzt kannte meine Experimentierfreude keine Grenzen mehr und ich wollte es genau wissen. Da mich die berufliche Arbeit sehr forderte, wünschte ich mir eine Krankheit, die schmerzfrei sei, ich aber zu Hause bleiben müsse. Tatsächlich wachte ich am folgenden Morgen mit starkem Schwindel auf, der sich erst am nächsten Tag gegen Abend wieder legte.
In der Folgezeit gab es noch vielschichtige Tests, über die ich mittlerweile lächle. Ganz langsam lernte ich, die Bitten richtig zu formulieren und die vierte Dimension zu verstehen, weil man dort z. B. keinen Zeit- oder Geldbegriff hat und deshalb manche Wünsche erst später erfüllt werden. Zusätzlich lernte ich, dass es dort keine Verneinung gibt. Das heißt, wenn ich darum bat, keine Kopfschmerzen zu bekommen, lieferten sie schnell Kopfschmerzen. Als ich sagte: „Danke, dass mein Kopf heute gesund ist“, ging es mir gut und ich bekam keine.
Inzwischen bespreche ich jeden Morgen den Tagesablauf mit meinen Helfern, bitte sie um besondere Unterstützung bei schwierigen Aufgaben, genieße mit ihnen gemeinsam glückliche Momente in der Natur oder eine Überraschung, die sie mir durch einen lieben Menschen bereiten. Sie geben mir Hilfestellung, wenn ich gesundheitliche Hilfe brauche, indem sie mir entsprechende Infos zukommen lassen und erfüllen mir auch manchmal Wünsche nicht, wenn das Gewünschte nicht gut für mich gewesen wäre. Für mich ist es so ein gutes Gefühl, mich jederzeit vertrauensvoll an meine Helfer wenden zu können, um Hilfe aus der vierten Dimension zu bekommen, wo es keine Bipolarität gibt und ich deshalb zum Wohle des großen Ganzen im Kleinen beitragen kann. Trau dich, es zu versuchen. Du kannst dabei nur gewinnen.
Mit dem Zeichnen kann ich ganze Wochenenden verbringen. Auch wenn das esoterisch klingt, eigentlich ist es mit unter oft eine kleine oder große Reise durch die Gedanken, die MindMap in der Hand. Meditation sozusagen. Zumindest beginnt es so.
Manchmal seh ich irgendwo ein Foto und weiß, das will ich irgendwie auf Papier umsetzen. Oder ich hab so ein Gefühl. Dann geh ich ein bisschen in mich und versuche das zu visualisieren. Der Lernprozess ist endlos, ständig kommt was dazu. Aber auch auf dem Sofa, beim abendlichen Serienbingen, hab ich schon immer gern Papier und Stift irgendwie in Reichweite.
Das Zeichnen ist ein treuer Begleiter. Wenn wir uns lang nicht „sehen“, vermisse ich’s richtig. Gerade im Sommer, wenn es so heiß ist, dass ich keinen Stift halten kann und alles schwül auf Standby steht.
Ich erinnere mich noch gut an früher, als ich Stunden damit verbracht habe, die Rückseiten alter Baupläne, die meine Mutter aus dem Büro mitgebracht hatte, voll zu malen. Die unzähligen Malbücher und Blöcke, mit denen ich auf nahezu jeder noch so langen Autofahrt auf der Rückbank selig beschäftigt war. „Neue Stifte für die Fahrt“ war eins der Highlights jeden Urlaubs. Man muss ja Wege finden, die Kinder bei Laune zu halten, gell – Halleluja.
Später dann hab ich lange Zeit keinen Stift mehr in der Hand gehabt. Irgendwie ist mir das Zeichnen zwischendurch einfach „abhandengekommen“.
Erst vor ein paar Jahren kam eines Nachmittags der Moment, wo ich so aus dem Fenster starrte und dann plötzlich so was dachte wie „ … ob’s eigentlich noch geht?“. Also bin ich aufgestanden, hab den erstbesten Block aus der Schublade gezogen und zum nächstliegenden Stift gegriffen. Zehn Minuten später hatte ich eine etwas wackelige, naive Linienzeichnung der Dächer gegenüber auf dem Schoß. Nichts Besonderes.
Und doch hat’s gereicht, dass ich von da an, na ja, einfach wieder angefangen habe. Erst etwas zögerlich. Aber dann mit Gewissheit.
Der Prozess fasziniert mich jedes Mal. Wenn das, was zuerst im Kopf ist, plötzlich irgendwie auf dem Papier Form an nimmt und man merkt „Geil, das klappt!“. Auch wenn man nie wirklich weiß, wie es ausgeht. Und, klar, manchmal geht’s einem natürlich auch gar nicht von der Hand. Da muss man „einfach“ lernen, sich in Geduld zu üben. Dann geht man eben erst mal einkaufen oder hängt die Wäsche auf oder so was. Vollständig demotivieren tut mich das zum Glück (!) nicht mehr.
Ob irgendwas mit Linien, Aquarell, Linoldruck oder Buntstift etc., alles ist möglich. Ich will zumindest immer alles ausprobieren. Festlegen will ich mich nicht. Wieso auch eigentlich? Ich finde, dass man sich schon genug in Alltagskorsette zwängen muss, wo es oft eben nur einen Weg, ein Prozedere, eine Richtlinie gibt. Ich neige ja zugegeben selbst schon stark dazu, alles zu kontrollieren, genau durchzudenken, und zu planen.
Davon will ich am Schreibtisch nichts hören. Viel lieber mach ich mir dann ein Hörbuch an, guck bisschen ausm Fenster und schau einfach mal, wo die Reise dieses Mal so hingeht.
Ommmm.
Mehr Sachen von Anna Kerner findet man übrigens unter instagram.com/annigipsy
Langsam erwacht die Welt. Hinaus aus dem kuscheligen Daunenbett über die angenehm kühlen braunen Holzdielen, hinein in den Tag. Nebel liegt noch über den Feldern, Tau tropft von den Blättern und glitzert fröhlich, andächtig in den ersten Sonnenstrahlen. Sanft kitzelt die Sonne den nächtlichen Schleier davon und erhellt mein noch etwas verschlummertes Gemüt. Durch das Küchenfenster strahlt das kräftige Grün der Bäume, die sich entspannt in der Morgenbrise hin und her wiegen. Der Raum wird von dem vertrauten Schnurren des alten Wasserkochers erfüllt. Ein paar Augenblicke später trifft brodelndes Wasser auf braunen Kaffee und verströmt einen schokoladig-herben Duft. Der Toaster surrt und backt das Brot, das seinen Platz anschließend auf einem kleinen Eichenholzbrett findet, brav und zuverlässig, knusprig-kross.
Die Butter schmilzt leicht auf dem noch warmen Gebäck – jetzt fehlt nur noch … herrlich beerig, selbst gemacht und säuerlich-süß … bumms, klirr, wupp – die äh … tja Marmelade!
„Alles klar?“, tönt es aus dem Schlafzimmer. „Ja“, flöte ich zurück, rutsche langsam am Küchenschrank hinunter, lasse mich neben dem Dilemma, samt Eichenholzbrett mit Brot darauf, nieder, zücke einen Silberlöffel und genehmige mir ein, zwei Löffel von der Bodenmarmelade, beiße in ein höchst leckeres Brot und beginne den Tag mit einem “what the F…” und einem Lachen.
Alpha Dia ist ein male Model aus Hamburg mit senegalesischen Wurzeln, das in den letzen Monaten richtig durchgestartet ist. Auf den Fashion Weeks in NY, Paris, London und Mailand ist er für alle wichtigen Labels gelaufen. Das ist beeindruckend, aber keineswegs das, was ihn so interessant macht. Alpha ist total auf dem Boden geblieben, steht aber genügen über Dingen, wenn es um rassistische Shitstorms geht und diese Fähigkeit hat er leider auch schon einsetzen müssen.
Der 24-jährige war so frei, ein Telefonpläuschchen mit quite something zu halten, bei dem wir uns über seine Vergangenheit, den aktuellen Diversity-Trend und dessen Zukunft unterhalten haben.
fotografiert von Martin Kuntke // Alpha auf Instagram
Ich hatte eine sehr schöne Kindheit in Afrika, muss ich sagen. Wir hatten das Glück, in Senegal keine Kriege zu haben, dadurch war es ein ziemlich entspanntes Aufwachsen. Man hatte zwar sehr wenig, aber man war einfach happy: Ist in den Kindergarten gegangen, konnte in die Schule gehen … halt einfach das Leben, das man hier hat, nur mit weniger. Aber das war ziemlich egal, weil ich viel Liebe von meiner Ma’ und der ganzen Familie bekam. Mein Vater war damals schon in Europa und hat uns immer coole Klamotten geschickt (lacht).
(lacht noch mehr) Eigentlich gar nicht. Ich wurde auch manchmal ausgelacht als Kind – vor allem weil ich so dunkel bin. Ich war gar nicht so der hübsche Junge, eigentlich ist es ziemlich witzig, dass ich jetzt meinen Hauptverdienst mit Modeln mache.
Ja, leider haben die dort das Idealbild von einem helleren Afrikaner. Deswegen nehmen auch so viele diese bleichenden Cremes. Erst in den letzten Jahren fing es dort mit einer Gegenbewegung an: man sieht mittlerweile komplett schwarze Leute, die alles erreichen können im Leben. Ich merke es allein schon daran, dass mich viele Afrikaner anschreiben, die sich durch mich bestätigt, oder motiviert fühlen, wenn sie mich als „Darkskin“ durchstarten sehen.
Ich bin mit elf Jahren nach Deutschland gekommen, nachdem sich meine Eltern geschieden haben. Mein Bruder und ich sollten wegen besserer Bildung zu meinem Vater nach Deutschland ziehen.
Ich wollte unbedingt nach Deutschland, aber nach zwei Wochen habe ich ’rum geweint, dass ich wieder zurück will.
Hier war es halt super kalt – nicht nur das Wetter, sondern auch die Menschen. Wenn man sich nicht kannte, hatte man nichts miteinander zu tun. Man konnte nicht wie bei uns einfach raus auf den Fußballplatz und mit allen spielen. Man war hier reservierter und misstrauischer.
Ich kann mich noch erinnern, dass ich nach zwei Tagen im Garten neben uns das grüne Gras bewundert hab – bei uns war es ja immer etwas trockener – und ich dachte nur: „Wow! Fußballspielen!“ und die Nachbarn haben gleich die Polizei gerufen. Da bin ich schon geschockt gewesen. Hat aber auf jeden Fall Spaß gemacht auf dem Rasen zu spielen (lacht).
Mittlerweile kann ich es mir nicht mehr vorstellen ganz in Afrika zu leben. Deutschland ist schon zu meiner Heimat geworden – jetzt würde ich auch die Polizei rufen, wenn jemand bei mir im Garten spielen (lacht ironisch).
Sie haben sich auf jeden Fall stark verändert. Als ich ankam, hatten die Deutschen mehr Mitgefühl. Trotz der Reserviertheit, hatten sie doch ein offenes Herz. Heute sind viele neidisch auf die Flüchtlinge, das bekommen sie dann ab. Ich merk das ja auch, weil ich in das Flüchtlings-Klischee reinpasse. Da bekommt man schon harte Sprüche ab. Früher hatten die Deutschen halt noch mehr diesen „Hitler-Komplex“ und haben sich gar nicht getraut, was gegen Ausländer zu sagen, um ja nicht rechts zu wirken. Das ist heute anders, leider hört man diese AfD Sprüche überall. Die Leute schämen sich nicht mehr, sowas von sich zu geben. Damit haben die Flüchtlinge halt jeden Tag zu kämpfen.
Ich wurde schon mit 16 von einem Agenten angesprochen. Da hatte ich allerdings meine Ghetto-Phase und wollte nicht. Dann wurde ich vor drei Jahren als Barkeeper nochmal angesprochen und da hab ich die Chance dann wahrgenommen und sechs Monate später war ich schon auf den Laufstegen in Mailand.
Ein paar andere Models haben mich meistens schon komisch angeschaut, aber dadurch, dass mein Look speziell ist, hatte ich von Anfang an die besten Labels als Kunden. Die waren immer super zuvorkommend. Aber Models vergleichen sich halt und da gibt’s immer die paar Schönlinge, die dir zu spüren geben, dass sie sich fragen, was du hier überhaupt machst. Das muss man ignorieren. Im Endeffekt entscheidet der Kunde und bei den Kunden komme ich meistens gut an (lacht).
Überhaupt nicht. Leute, die sehr erfolgreich in der Modewelt sind und das über lange Zeit hinweg, sind meistens open-minded und auf den Jobs auch sehr auf dein Wohl bedacht. Bei Louis Vuitton gab es sogar Mediziner bei den Shootings und es gibt immer öfter die Möglichkeit am Set mit einem Psychologen zu sprechen. Vor der Fashion Week haben viele Labels einen medizinischen Check, bevor sie Models für die Show buchen.
Die Topmodels waren schon immer Charaktere und wenn dein Typ zum Label passt, ist das Label auch treu. Ich hatte bei Prada das Glück die Show vier Mal hintereinander zu laufen und ungefähr 30-40% der Models, machen das schon Jahre. Im Gegenzug bist du aber auch gleich raus, wenn du Leute schlecht behandelst. Es geht einfach darum, ein Team zu sein, egal ob das der Make-up-Artist ist, oder eine Assistentin, die nur Nadeln in der Hand hält. So Leute wie Raf Simons sind total auf dem Boden geblieben, die sind super zuvorkommend zu ihren Leuten und arbeiten eng mit ihnen zusammen.
Das allerwichtigste ist, dass man lernt das alles loszulassen. Dass man schnell wieder runter kommt von diesem Trip. Meistens hast du bei Shootings Rollen, in die du schlüpfen sollst und dann bist du halt mal arrogant, wenn es gefordert ist, am Set wird die Diva in dir gefordert, aber zuhause braucht die keiner. Backstage ist auch immer großer Druck. Da kannst du jederzeit von jemandem fotografiert werden. Überall sind Leute, die dir die nächsten Jobs verschaffen könnten und du musst dich immer von deiner besten Seite zeigen. Das ist nicht immer leicht, es ist ja auch einfach mal schön schlechte Laune haben zu dürfen. (lacht)
Sobald ich zuhause bin, will ich aber wieder der Alpha sein, der was mit seinen Freunden macht. Ich bin auch eigentlich gar nicht so der Fashion-Typ, ich kauf mir nicht so teure Klamotten und versuche auch da schon eine Distanz zum Job zu schaffen.
Das war anfangs ziemlich krass. Die haben ja auch Internet und kennen meinen Job.
Ich hab zwar Erfolg, musste dafür aber auch eineinhalb Jahre echt kämpfen. Als ich das erste Mal in NY war, hatte ich 20$ bei mir. Ich weiß wie oft ich zu kämpfen hatte, wie oft meine Familie mir Geld zur Fashion Week geschickt hat. Das füllt einen mit so einer enormen Wertschätzung, da kann man nicht einfach so abheben.
Also ich find’s gut! Viele beschweren sich ja, dass im neuen Pirelli Katalog ein „All-Black-Cast” ist, aber ich find das gut, wir hatten oft genug „All-White-Casts“.
Manche Unternehmen haben endlich kapiert, dass sie viel in Afrika absetzen und auch die Kommunikation dahingehend auslegen müssen und eben auch afrikanische Models buchen. Das fördert auch den Respekt gegenüber Afrikanern im Allgemeinen. Du gehst durch die Stadt und siehst überall Headlines wie „2€ für Afrika“. Da entwickelt man natürlich keinen Respekt vor diesem Kontinent, weil man ihn als Sozialfall betrachtet. Da finde ich es gut, wenn daneben einfach auch mal Afrikaner im Luxussegment Werbung machen. Damit verändert man den Kontext, in dem Afrika in den meisten Köpfen steht.
Das war einfach nur schön. Dolce & Gabbana sind einfach unbefangen ans Casting gegangen und haben darauf geachtet, wer zur Kollektion passt, egal welche Hautfarbe. Daraus entstand eine sehr vielfältige Show. Auch Araber sind in der Show gelaufen, was wirklich sehr selten ist und worüber auch nicht gesprochen wird. Dafür wurde Dolce & Gabbana auch von allen Seiten gelobt und es war bestimmt ein guter Schachzug, weil sie ihre Kleidung nicht nur in Europa absetzen. Man findet Designerkleidung ja überall auf der Welt, da ist es nur fair, wenn man ein Cast hat, das das widerspiegelt.
Ich bin nicht gerne der einzige Schwarze Backstage. Die haben dann nicht mal Make-up für mich und nebenan wird bei den hellhäutigen Kollegen alles perfektioniert. Mir macht das nichts, aber wenn da ein 16-jähriges Mädchen steht, will die natürlich alles so haben, wie die anderen Models, einfach fürs Gefühl und die leidet dann unter sowas.
Ja auf jeden Fall! Man kann dadurch ändern, wie eine Gesellschaftsgruppe gesehen wird. Dass ein Schwarzer nicht nur Drogen dealt, ein Araber nicht nur Bomben baut. Dass sie auch ganz normale und eben auch begehrte Jobs haben, das wird nicht erwähnt. In den Medien findet man halt hauptsächlich negative Inhalte über Menschen mit anderer Herkunft. Da muss man wenigstens auf eine andere Weise subtil einen Gegenpol schaffen, wie zum Beispiel durch die Mode oder die Werbung.